Streiflicht
09.04.2010, 03:12
Guten Abend zusammen,
ich habe vor kurzem einen Neuzugang in Form einer 1971er RKLE 90 bekommen. Der obligatorische Probelauf ließ das schon Befürchtete zur Gewissheit werden:
Es war eine dieser gewissen Leuchten mit dem "Knack",
Ihr wißt schon was ich meine...
Dieses Damoklesschwert schwebt leider über allen Leuchten, die über
die aufgespritzten weißen Kunststoffritzel verfügen, somit hat es mich
nun auch mal wieder erwischt. Da ich nun schon einige solcher
Ritzel instandgesetzt habe, hielt ich es für angebracht mal ein paar
Zeilen über Ursache, Wirkung und Lösungsmöglichkeiten zu schreiben.
Also, das ist die Problemstellung:
6878
Deutlich sind zwei Risse am Ritzelkorpus zu erkennen. Sie entstehen im
Laufe der Zeit durch Schrumpfung des Kuststoffzahnrades
auf der stählernen Buchse, evtl. begünstigt durch das damals
verwendete Schmierfett. Das zweite Problem ist ein über die Hälfte
seiner Länge ausgebrochener Zahn, hier ursächlich für den "Knack".
Aber auch Risse allein können zu den Knackgeräuschen führen.
Um die Lösung vorweg zu nehmen: Zum Schließen der Risse wird das
Ritzel entspannt, wegen des Zahnbruches wird es
außerdem gewendet. Hierzu muss das Ritzel wieder in seine
Einzelteile zerlegt werden, daß geschieht mit viel Gefühl und
passendem Auspreßwerkzeug.
6879
Nach Auspressen der Stahlbuchse wird das Ritzel vorsichtig von der Kunststoffdeckplatte an der Klebefuge getrennt.
So sollte das dann aussehen:
6880
Aber Vorsicht: Das Auspressen der Buchse funktioniert nur bei
Buchsen, die eine durchgehende Rändelung haben, so wie jene auf
dem Foto oben. Es gibt ebenso Buchsen, die zusätzlich in der Mitte
eine umlaufende Nut eingedreht haben. Hierbei entsteht zwischen
Ritzel und Buchse ein Formschluss, der beim reinen Auspressen
zur Zerstörung des Ritzel führt! Deshalb vorher unbedingt
herausfinden, welcher Bauart das Teil ist!
Nächster Schritt:
Um das Ritzel umgedrehterweise wieder in die Deckelplatte einkleben
zu können, muss es Kleberseitig etwa 0,3 - 0,4 mm am Außendurchmesser über eine Länge
von ca. 3 mm abgedreht werden. Damit das Ritzel genau zentrisch
läuft, habe ich mir eine sog. "Verlorene Spannzange" gedreht. Diese
dient auch später noch beim Kleben als Stabilisator.
6881
Anschließend wird das Ritzel wie beschrieben abgedreht.
6882
Jetzt lösen wir das Problem mit den Rissen: Wie schon gesagt,
entstehen diese durch Spannung im Ritzel, verursacht durch den
Presssitz auf der Buchse. Diese Spannung kann nun entweder
durch vergrößern der Ritzelbohrung oder durch Verkleinerung
des Buchsenaußendurchmessers genommen werden. Technisch ist
letztere Lösung die Günstigere.
Also, wieder schnell einen Aufnahmedorn für die Buchse gedreht und
los geht´s mit dem Überdrehen des Außendurchmessers. So
knappe 0,5 mm dürfen es schon sein, denn die spätere Rändelung
baut wieder etwas Durchmesser auf.
6883
Nun erfolgt das Aufbringen einer neuen Rändelung, damit sich der
Kleber später gut verankern kann. Wichtig ist, daß die Buchse am Ende
mit ganz minimalem Spiel spannungsfrei in das Ritzel paßt.
6884
Um die Klebestelle einwandfrei Vorzubereiten, wird das Ritzel auf
der Klebefläche noch plangeschliffen.
6885
Nachdem nun alle Teile gründlichst entfettet worden sind, erfolgt
das Einkleben der Stahlbuchse in das Ritzel, welches mit leichtem
Presssitz in der Drehvorrichtung fixiert ist (die Risse sollen ja
beim Aushärten geschlossen bleiben). Alle Verklebungen erfolgen
mit 2-Komponenten Epoxy.
6886
Zum Schluß wird das Ganze noch auf die Deckplatte geklebt.
6887
Nach dem Aushärten wird die "Verlorene Spannzange" entfernt und
das Ritzel ist wieder einsatzklar. Der Probelauf ergab ein sauberes
und gleichmäßiges Laufgeräusch, von einem
unbeschädigten Vergleichsmodell nicht zu unterscheiden.
6888
Gruss
Michi
ich habe vor kurzem einen Neuzugang in Form einer 1971er RKLE 90 bekommen. Der obligatorische Probelauf ließ das schon Befürchtete zur Gewissheit werden:
Es war eine dieser gewissen Leuchten mit dem "Knack",
Ihr wißt schon was ich meine...
Dieses Damoklesschwert schwebt leider über allen Leuchten, die über
die aufgespritzten weißen Kunststoffritzel verfügen, somit hat es mich
nun auch mal wieder erwischt. Da ich nun schon einige solcher
Ritzel instandgesetzt habe, hielt ich es für angebracht mal ein paar
Zeilen über Ursache, Wirkung und Lösungsmöglichkeiten zu schreiben.
Also, das ist die Problemstellung:
6878
Deutlich sind zwei Risse am Ritzelkorpus zu erkennen. Sie entstehen im
Laufe der Zeit durch Schrumpfung des Kuststoffzahnrades
auf der stählernen Buchse, evtl. begünstigt durch das damals
verwendete Schmierfett. Das zweite Problem ist ein über die Hälfte
seiner Länge ausgebrochener Zahn, hier ursächlich für den "Knack".
Aber auch Risse allein können zu den Knackgeräuschen führen.
Um die Lösung vorweg zu nehmen: Zum Schließen der Risse wird das
Ritzel entspannt, wegen des Zahnbruches wird es
außerdem gewendet. Hierzu muss das Ritzel wieder in seine
Einzelteile zerlegt werden, daß geschieht mit viel Gefühl und
passendem Auspreßwerkzeug.
6879
Nach Auspressen der Stahlbuchse wird das Ritzel vorsichtig von der Kunststoffdeckplatte an der Klebefuge getrennt.
So sollte das dann aussehen:
6880
Aber Vorsicht: Das Auspressen der Buchse funktioniert nur bei
Buchsen, die eine durchgehende Rändelung haben, so wie jene auf
dem Foto oben. Es gibt ebenso Buchsen, die zusätzlich in der Mitte
eine umlaufende Nut eingedreht haben. Hierbei entsteht zwischen
Ritzel und Buchse ein Formschluss, der beim reinen Auspressen
zur Zerstörung des Ritzel führt! Deshalb vorher unbedingt
herausfinden, welcher Bauart das Teil ist!
Nächster Schritt:
Um das Ritzel umgedrehterweise wieder in die Deckelplatte einkleben
zu können, muss es Kleberseitig etwa 0,3 - 0,4 mm am Außendurchmesser über eine Länge
von ca. 3 mm abgedreht werden. Damit das Ritzel genau zentrisch
läuft, habe ich mir eine sog. "Verlorene Spannzange" gedreht. Diese
dient auch später noch beim Kleben als Stabilisator.
6881
Anschließend wird das Ritzel wie beschrieben abgedreht.
6882
Jetzt lösen wir das Problem mit den Rissen: Wie schon gesagt,
entstehen diese durch Spannung im Ritzel, verursacht durch den
Presssitz auf der Buchse. Diese Spannung kann nun entweder
durch vergrößern der Ritzelbohrung oder durch Verkleinerung
des Buchsenaußendurchmessers genommen werden. Technisch ist
letztere Lösung die Günstigere.
Also, wieder schnell einen Aufnahmedorn für die Buchse gedreht und
los geht´s mit dem Überdrehen des Außendurchmessers. So
knappe 0,5 mm dürfen es schon sein, denn die spätere Rändelung
baut wieder etwas Durchmesser auf.
6883
Nun erfolgt das Aufbringen einer neuen Rändelung, damit sich der
Kleber später gut verankern kann. Wichtig ist, daß die Buchse am Ende
mit ganz minimalem Spiel spannungsfrei in das Ritzel paßt.
6884
Um die Klebestelle einwandfrei Vorzubereiten, wird das Ritzel auf
der Klebefläche noch plangeschliffen.
6885
Nachdem nun alle Teile gründlichst entfettet worden sind, erfolgt
das Einkleben der Stahlbuchse in das Ritzel, welches mit leichtem
Presssitz in der Drehvorrichtung fixiert ist (die Risse sollen ja
beim Aushärten geschlossen bleiben). Alle Verklebungen erfolgen
mit 2-Komponenten Epoxy.
6886
Zum Schluß wird das Ganze noch auf die Deckplatte geklebt.
6887
Nach dem Aushärten wird die "Verlorene Spannzange" entfernt und
das Ritzel ist wieder einsatzklar. Der Probelauf ergab ein sauberes
und gleichmäßiges Laufgeräusch, von einem
unbeschädigten Vergleichsmodell nicht zu unterscheiden.
6888
Gruss
Michi