09.04.2010, 03:12 | #1 |
Bronze-Mitglied Name: Michi
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Reparatur einer RKLE 90 mit Getriebeschaden
Guten Abend zusammen,
ich habe vor kurzem einen Neuzugang in Form einer 1971er RKLE 90 bekommen. Der obligatorische Probelauf ließ das schon Befürchtete zur Gewissheit werden: Es war eine dieser gewissen Leuchten mit dem "Knack", Ihr wißt schon was ich meine... Dieses Damoklesschwert schwebt leider über allen Leuchten, die über die aufgespritzten weißen Kunststoffritzel verfügen, somit hat es mich nun auch mal wieder erwischt. Da ich nun schon einige solcher Ritzel instandgesetzt habe, hielt ich es für angebracht mal ein paar Zeilen über Ursache, Wirkung und Lösungsmöglichkeiten zu schreiben. Also, das ist die Problemstellung: Deutlich sind zwei Risse am Ritzelkorpus zu erkennen. Sie entstehen im Laufe der Zeit durch Schrumpfung des Kuststoffzahnrades auf der stählernen Buchse, evtl. begünstigt durch das damals verwendete Schmierfett. Das zweite Problem ist ein über die Hälfte seiner Länge ausgebrochener Zahn, hier ursächlich für den "Knack". Aber auch Risse allein können zu den Knackgeräuschen führen. Um die Lösung vorweg zu nehmen: Zum Schließen der Risse wird das Ritzel entspannt, wegen des Zahnbruches wird es außerdem gewendet. Hierzu muss das Ritzel wieder in seine Einzelteile zerlegt werden, daß geschieht mit viel Gefühl und passendem Auspreßwerkzeug. Nach Auspressen der Stahlbuchse wird das Ritzel vorsichtig von der Kunststoffdeckplatte an der Klebefuge getrennt. So sollte das dann aussehen: Aber Vorsicht: Das Auspressen der Buchse funktioniert nur bei Buchsen, die eine durchgehende Rändelung haben, so wie jene auf dem Foto oben. Es gibt ebenso Buchsen, die zusätzlich in der Mitte eine umlaufende Nut eingedreht haben. Hierbei entsteht zwischen Ritzel und Buchse ein Formschluss, der beim reinen Auspressen zur Zerstörung des Ritzel führt! Deshalb vorher unbedingt herausfinden, welcher Bauart das Teil ist! Nächster Schritt: Um das Ritzel umgedrehterweise wieder in die Deckelplatte einkleben zu können, muss es Kleberseitig etwa 0,3 - 0,4 mm am Außendurchmesser über eine Länge von ca. 3 mm abgedreht werden. Damit das Ritzel genau zentrisch läuft, habe ich mir eine sog. "Verlorene Spannzange" gedreht. Diese dient auch später noch beim Kleben als Stabilisator. Anschließend wird das Ritzel wie beschrieben abgedreht. Jetzt lösen wir das Problem mit den Rissen: Wie schon gesagt, entstehen diese durch Spannung im Ritzel, verursacht durch den Presssitz auf der Buchse. Diese Spannung kann nun entweder durch vergrößern der Ritzelbohrung oder durch Verkleinerung des Buchsenaußendurchmessers genommen werden. Technisch ist letztere Lösung die Günstigere. Also, wieder schnell einen Aufnahmedorn für die Buchse gedreht und los geht´s mit dem Überdrehen des Außendurchmessers. So knappe 0,5 mm dürfen es schon sein, denn die spätere Rändelung baut wieder etwas Durchmesser auf. Nun erfolgt das Aufbringen einer neuen Rändelung, damit sich der Kleber später gut verankern kann. Wichtig ist, daß die Buchse am Ende mit ganz minimalem Spiel spannungsfrei in das Ritzel paßt. Um die Klebestelle einwandfrei Vorzubereiten, wird das Ritzel auf der Klebefläche noch plangeschliffen. Nachdem nun alle Teile gründlichst entfettet worden sind, erfolgt das Einkleben der Stahlbuchse in das Ritzel, welches mit leichtem Presssitz in der Drehvorrichtung fixiert ist (die Risse sollen ja beim Aushärten geschlossen bleiben). Alle Verklebungen erfolgen mit 2-Komponenten Epoxy. Zum Schluß wird das Ganze noch auf die Deckplatte geklebt. Nach dem Aushärten wird die "Verlorene Spannzange" entfernt und das Ritzel ist wieder einsatzklar. Der Probelauf ergab ein sauberes und gleichmäßiges Laufgeräusch, von einem unbeschädigten Vergleichsmodell nicht zu unterscheiden. Gruss Michi |
Geändert von Streiflicht (09.04.2010 um 12:54 Uhr). |
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09.04.2010, 11:23 | #2 |
Gold-Mitglied Name: Lars
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Super Sache da braucht mann doch viel Feingefühl, was ich leider nicht habe aber suuuper gemacht .
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Klaag niet..... maar vecht!!!
MARTIN-Horn® Ein Weltbegriff... |
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09.04.2010, 13:16 | #3 |
Gold-Mitglied Name: Diethelm
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Dankeschön, Michi, für diese tolle Reparaturanleitung!
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"Was einer nicht öffentlich tun darf, soll er auch nicht heimlich tun." (Friedrich der Schöne von Österreich, 1286 bis 1330)
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09.04.2010, 13:16 | #4 |
Silber-Mitglied Name: Pecco
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Respekt!
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Draußen nur Kännchen!
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14.04.2010, 00:00 | #5 |
Bronze-Mitglied Name: Michi
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Danke für die Blumen!
Ich habe noch einen Projektbericht auf der Liste stehen und hoffe ihn in nächster Zeit fertig zu bringen. Gruss Michi |
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14.04.2010, 00:17 | #6 |
Silber-Mitglied Name: Florian
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Ich bin immer wieder über so viel handwerkliches Geschick erstaunt.
Hast du super hinbekommen und die Dokumentation ist sehr gelungen. Meinen tiefen Respekt. |
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14.04.2010, 02:38 | #7 |
Administrator Name: Peter
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Hut ab! Grosse klasse!
Ich kann nur an einer Stelle nicht ganz folgen. Und zwar: Wie kommt der abgebrochene Zahn wieder in die Zahnscheibe? |
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14.04.2010, 03:07 | #8 | |
Bronze-Mitglied Name: Michi
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Zitat:
wie ich schon geschrieben habe, der Zahn ist zum Glück "nur" auf der Hälfte seiner Länge ausgebrochen. Durch das wenden des Zahnrades kommt nun die andere, heile Hälfte des Zahnes zum Einsatz, während die Seite mit der defekten Hälfte nun mit der Deckscheibe verklebt ist. Da das Antriebsritzel des Motors nur knapp die Hälfte der "Zahnradhöhe" abdeckt, reicht die verbliebene Zahnhöhe für einen fehlerfreien Lauf aus. Gruss Michi | |
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14.04.2010, 03:12 | #9 |
Administrator Name: Peter
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Jetzt hab ich's kapiert. Danke!!!
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